Zum Geleit


Am 1. April 1995 sind es 50 Jahre, dass Zapfendorf durch die Explo­sion eines Munitionszuges in Schutt und Asche gelegt wurde. Die Einwohner, die heute 50 Jahre alt oder jünger sind, haben keine Erinnerung an diesen Tag. Die älteren, die erzählen können, wer­den immer weniger. Man kann immer nur aus zweiter Hand über die Ereignisse erfahren. Den Versuch einer Zusammenschau die­ser Ereignisse um den 1.4.1945 finden Sie in unserem Heimatbuch „Zapfendorf: Landschaft – Geschichte – Kultur“, Seite 293-313: „Die Zerstörung Zapfendorfs 1945“. Zu Besuch bei älteren Leuten, besonders bei hohen Geburtstagen, sprachen wir viel über die Ereignisse der jeweiligen Personen da­mals am 1. April 1945. Jeder erzählte seine eigene, ganz persön­liche Geschichte. Jeder erlebte das schreckliche Geschehen auf seine Weise. So kam mir der Gedanke: Das müsste man doch al­les aufschreiben und der Nachwelt überliefern! Es sollten aber nicht alle Berichte zu einer einzigen Geschichte des Tagesablaufes zusammengefasst werden. Vielmehr sollte die Schilderung jedes Einzelnen ganz für sich stehen bleiben, auch wenn sich vielleicht manches vom Bericht eines anderen unterscheidet, dem vielleicht sogar widerspricht. Der Pfarrgemeinderat hat den Gedanken auf­gegriffen. Der Sachausschuss Öffentlichkeitsarbeit sollte sich der Sache annehmen. An einem Abend, zu dem auch noch einige In­teressierte geladen waren, machten wir uns erste Gedanken. Wir baten im Mitteilungsblatt des Marktes Zapfendorf, dass sich Leute melden möchten, die von diesem Schicksalstag etwas zu erzählen hätten. Wir entwarfen ein Schema, nach dem die Berichte aufgebaut sein sollten: Jeder gibt seine damalige und heutige Situation an. Dann erzählt er, was er an jenem Tag von früh bis in die Nacht erlebt hat; vielleicht auch noch die Vorbereitung auf das Osterfest und wie es in der nächsten Zeit weiterging. Eine starre Form soll es dabei nicht geben. Die einzelnen Mitglieder des Gremiums machten sich auf den Weg und fanden Leute, die etwas zu erzählen hatten. Es entstanden lebendige, interessante Berichte. Man erfährt manches, was man bisher nicht wusste.

Da Sie nun diese Berichte fertig gedruckt in Ihren Händen haben, möchte ich allen danken, die zum Gelingen des Vorhabens beige­tragen haben. Mein besonde-rer Dank gilt dem Vorsitzenden des Sachausschusses Öffentlichkeitsarbeit des Pfarrgemeinderates, Hans Frankenberger, der auch die Endredaktion und die Besor­gung der Drucklegung übernommen hat, den Mitarbeitern, die die Befra-gungen durchführten und die Berichte ablieferten, allen, die ihre Erlebnisse erzählt haben und die Erlaubnis zur Veröffentli­chung gaben. Möge diese Schrift den Lesern nicht nur eine interessante Unter­haltung sein, sondern eine Erinnerung an das bittere Leid unse­rer Vorfahren, die das alles miterleben mussten und sich mit Mut und Ausdauer daran machten, das Dorf wieder aufzubauen. Wir konnten seitdem 50 Jahre in Frieden leben und uns eines immer steigenden Wohlstandes erfreuen. Heute sind wir wieder in gro­ßer Sorge um den Frieden in der Welt. Laut Zei-tungsberichten gab es im Jahr 1994 auf der Welt 41 Kriege. Gott schenke uns seinen Frieden. Bemühen wir uns, wo wir sind und wie wir können, um die Erhal-tung des Friedens! Der 1. April 1945 soll uns eine stetige Mahnung sein.

Pfarrer Johann Baptist Schmitt